Über uns

 

Alles hat seine Zeit - und seine Geschichte! Unsere Vereinsgeschichte begann vor über 90 Jahren.  

Am 6. Januar 1929, inmitten der Weltwirtschaftskrise, wurde der Obstbauverein Waldprechtsweier 1929 e. V. gegründet. Durch Schulung, Vorträge und den Bezug entsprechender Fachliteratur informierte der Verein über aktuelle Anbaumöglichkeiten. Dieser Aufgabe fühlen wir uns noch immer verbunden und bieten jedes Jahr ein vielfältiges Progamm an. 

Damals und jetzt

Schon die Kelten haben zur Vorrömerzeit in unserer Region Kern- und Steinobst angepflanzt. Später haben die Römer weitere Obstsorten kultiviert.

Äpfel und Birnen wurden bevorzugt angebaut. Seit Menschengedenken wurde daraus Most, das Hauptgetränk in den Familien, gewonnen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf unserer heimischen Gemarkung aber auch Wein gekeltert und in „Besenwirtschaften“ ausgeschenkt. 

Der Trend in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu aromatischerem und gehaltvollerem Tafelobst erforderte von den Erzeugern eine marktgerechte Ausrichtung der Obstsorten und deren Pflege. In den Nachbarorten hatten sich damals bereits Obstbauvereine und Genossenschaften gebildet, so dass man sich auch in Waldprechtsweier zur Gründung eines Obstbauvereins entschloss.

Am 6. Januar 1929, inmitten der Weltwirtschaftskrise, wurde der Obstbauverein Waldprechtsweier 1929 e. V. gegründet. Die 45 Gründungsmitglieder wählten aus ihrer Mitte Anton Kühn zum 1. Vorsitzenden. Durch Schulung, Vorträge und den Bezug entsprechender Fachliteratur informierte der Verein über aktuelle Anbaumöglichkeiten. 


In deren Folge hielt eine bis dahin weitgehend unbedeutende Obstart Einzug in unsere Gegend: die Erdbeere. Sie wurde ackerweise angelegt und brachte zusätzliches Geld in die Gemeinde. Daneben wurden Himbeeren, Kirschen, Pfirsiche und Zwetschgen vermarktet und auf die Großmärkte z. T. bis nach München gebracht.

Während der Kriegs- und Nachkriegsjahre stand Obst wegen der Nahrungsmittelknappheit hoch im Kurs. Der Hunger trieb die Stadtmenschen zum „Hamstern“ hinaus aufs Land. Für die Reichsmark war nur selten noch etwas zu haben. So fanden notgedrungen Tauschgeschäfte statt, wo zuweilen selbst das Familiensilber gegen Nahrungsmittel getauscht wurde. Die Abgabe von Obsterzeugnissen zu genossenschaftlichen Bedingungen war zum Erliegen gekommen und das Vereinsbewusstsein ebenfalls. Jeder tauschte und veräußerte seine Ware nach Gutdünken. Das änderte sich allerdings nach der Währungsreform. Von Bürgermeister Bechler und Obstbauinspektor Kraft wurden die Vereinsmitglieder am 27. November 1949 zu einer Versammlung ins Gasthaus „Zum Adler“ eingeladen. Die Vereinstätigkeit sollte wieder aufgenommen werden. Insgesamt bekannten sich 40 Bürger unter der Vorstandschaft von Josef Axtmann zum Verein. Dieser führte bis Februar 1961 den Vorsitz.
Zum Nachfolger als 1. Vorsitzender wurde dann Adolf Mahovsky gewählt.

In den darauf folgenden Jahren war eine rege Vereinstätigkeit zu verzeichnen. Unter Karl Hofer als Baumwart fanden laufend Schnittkurse statt. Jährlich wurden Ausflüge und Besichtigungsfahrten unternommen. Darüber hinaus gab es Lichtbildervorträge über modernen Obstbau und Dorfverschönerung.

Zum Ende des vergangenen Jahrhunderts ließ das Interesse am Obstbau mehr und mehr nach. So fanden sich z. B. zum Schnittkurs gegen Ende des Jahres 1999 nur noch drei Interessenten ein. Der industrielle Boom der letzten Jahrzehnte hatte den Menschen zu Geld und Wohlstand verholfen. Die südlichen Länder der Europäischen Gemeinschaft überschwemmten die Märkte mit Obst.

Dadurch wurde auch der heimische Obstanbau mehr und mehr vernachlässigt. Zudem war der traditionelle Haustrunk „Most“ nicht mehr gefragt. Das Obst verdarb tonnenweise auf den Feldern. Die nachwachsende Generation verlor das Interesse an der Bewirtschaftung der Streuobstwiesen.

Um die Jahrtausendwende war die Tätigkeit im Obstbauverein Waldprechtsweier weitgehend zum Erliegen gekommen. Es drohte sogar die Auflösung des Vereins. In der für den 1. Februar 2003 einberufenen Mitgliederversammlung trat der Vorstand unter dem Vorsitz von Adolf Mahovsky, der mehr als 40 Jahre lang den Verein geführt hatte, aus Altergründen zurück.

In der Jahreshauptversammlung am 15. März 2003, zu der von den eingetragenen 24 Mitgliedern 15 erschienen waren, wurde ein neuer Vorstand mit Tobias Kastner an der Spitze gewählt. Danach ging es steil bergauf. Einhergehend mit einem enormen Anstieg der Mitgliederzahl (von 24 im Jahre 2003 auf die bisherige Höchstzahl von 164 im Jahre 2014) vollzog sich eine erhebliche Ausweitung der Aktivitäten des Vereins. Neben Winter- und Sommerschnittkursen, Schnittkursen für Frauen, Wanderungen, ein- und mehrtägigen Ausflügen, Kräuterwischwanderungen, der Ausrichtung der Erntedankfeste (zusammen mit dem Kirchenchor St. Michael) und Teilnahmen am Ferienprogramm der Gemeinde Malsch beteiligte sich der Verein auch an den Dorfplatzfesten im Sommer und zum Advent und organisierte Sammelbestellungen für Obstbäume und Dünger.
Nicht zu vergessen auch die Pflege der Außenanlagen an der Waldenfelshalle und im Bereich der Kirche St. Michael.

Dies alles war nur möglich durch engagierten Mitgliedereinsatz. Vor allem bei personalintensiven Veranstaltungen, so beim traditionellen Erntedankfest in der Waldenfelshalle, zeigte sich indessen, dass die Rekrutierung von Helfern zunehmend schwieriger wurde: Während in 2015 noch 43 Personen zur Mitwirkung gewonnen werden konnten, musste man in 2017 mit nur noch 27 Helfern auskommen. Viele davon befanden sich bereits in fortgeschrittenem Alter. Die Verwaltung hat deswegen beschlossen, das Erntedankfest nicht mehr auszurichten. Wegen der nicht gelösten Personalprobleme konnte auch das 90-jährige Jubiläum der Vereinsgründung nicht im Rahmen einer größeren Veranstaltung gefeiert werden. Immerhin wurde am 14. Oktober 2019, unter der Federführung des, seit dem 10.3.2017 gewählten,  1. Vorsitzenden Peter Gregorius,  ein Sandsteinrelief an der Waldenfelshalle enthüllt, das an dieses Jubiläum erinnert.

Nach fast zwei herausfordernden Jahren, in welchen unter Pandemiebedingungen nur ein sehr eingeschränktes Vereinsleben stattfinden konnte, übergab Peter Gregorius nach 4,5 jähriger Amtszeit in der Jahreshauptversammlung am 22.9.21 den 1. Vorsitz an Uschi Durst.